#53 Erschöpfte Arbeitswelt

Für Felix, Julia und Thomas drängt sich in den Supervisionen und Workshops der letzten Zeit ein besorgniserregender Eindruck auf: Selten sind Teams vollzählig, der Krankenstand ist konstant hoch, Stellen bleiben notgedrungen unbesetzt. Gleichzeitig steigt die Arbeitsbelastung für die im Team Verbliebenen. 

Die drei Supervisor:innen begegnen Menschen unter hoher persönlicher und beruflicher Belastung. Anekdotisches Erleben oder das Zeichen unserer Zeit? Julia und Thomas gehen in dieser Podcast-Folge auf Spurensuche und haben bei den Sozialwissenschaftlern und Psychologen Klaus Hurrelmann, Hartmut Rosa und Stephan Grünewald nachgelesen. 

Schnell wird eines deutlich: Erschöpfung und Burnout entstehen nur selten dadurch, dass wir zu viel arbeiten. Die Ursachen liegen eher in unserer Art, zu leben und zu arbeiten. Die Horizonte unserer Lebenswelt haben sich radikal erweitert, unsere Wahlmöglichkeiten potenziert. Darin liegt Fluch und Segen zugleich, Freiheit und Überforderung. Angetrieben von der Angst, mithalten zu müssen, versuchen wir die unüberschaubaren Optionen stets effektiv zu nutzen – sei es beim technischen Fortschritt oder bei einer Vielzahl von Lebensentscheidungen. Leistungsdruck wird zum ständigen Begleiter, Arbeit entgrenzt sich, die Stretched Goals dagegen bleiben für immer unerreichbar.

Eine vertrackte Situation ohne Ausweg? Wie können wir unser Leben wieder handhabbar und verstehbar machen? Auch in dieser Folge finden wir keine schnelle Antwort, verfolgen aber eine vielversprechende Fährte hin zu sinnstiftenden Tätigkeiten, der Verbindung mit anderen Menschen und tatsächlich gelebten Optionen.

Hurrelmann, Klaus (03.08.2023): Die Bevölkerung ist erschöpft. https://taz.de/Forscher-ueber-Zustand-der-Gesellschaft/!5951963/

Rosa, Hartmut (2016). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. (1. Aufl.). Suhrkamp Verlag AG.

Rosa, Hartmut (2018). WOrin die wahre URsache von Burnout liegt:

„Burnout entsteht nicht dadurch, dass man zu viel zu tun hat“.

https://www.geo.de/wissen/gesundheit/18952-rtkl-gesundheit-burnout-entsteht-nicht-dadurch-dass-man-zu-viel-zu-tun-hat

Grünewald, Stephan (2012): Die erschöpfte Gesellschaft. (1. Aufl.). Campus Verlag.

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#52 Was bewegt Eike Pick?

In der Reihe „Was bewegt …?“ lädt work & flow interessante Persönlichkeiten aus dem Arbeitsleben zum Interview ein. Thomas, Julia und Felix fragen, was diese Menschen bewegt. Wie sind sie zu dem geworden, was sie sind? Was treibt sie an? Was macht ihnen Mut? Mit was sind sie gerade beschäftigt? 

Eike arbeitet für die Abenteuerwerkstatt gGmbH im Bergischen Land – regional bekannt und geschätzt als Anbieter für Jugendhilfe, Erlebnispädagogik und Fortbildungen. Dort ist sie als Assistenz der Geschäftsführung dafür zuständig, den Laden organisatorisch zusammenzuhalten. Damit nicht genug. Eike „managet“ auch eine Familie, ist Mutter von zwei heranwachsenden Kindern. Sie berichtet von Erfahrungen, die vielen von uns – vor allem aber den Frauen – bekannt vorkommen werden. Sie beschreibt eindrücklich, wie der Spagat zwischen Job und Care-Arbeit in der Corona-Zeit seinen Preis gefordert hat. Dabei seien gar nicht die Anforderungen im Beruf das Problem gewesen – so Eike – sondern die Last, für alles und jede:n mitdenken zu müssen. Mental Load – die zusätzliche Verantwortung zu Hause kann uns krank machen: Tagesabläufe aller Familienmitglieder im Blick behalten. Mit unzähligen Terminen jonglieren. Haushaltssaufgaben gerecht werden. 

Eike zeigt Wege aus der Erschöpfung auf und schildert, wie es ihr gelungen ist, zusammen mit ihrem Partner geteilte Verantwortung zu leben.

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#51 Purpose in der Sozialen Arbeit: Wozu sind wir eigentlich da?

Für Akteur:innen in der Sozialen Arbeit keine Neuigkeit: Das Arbeitsfeld ist in Bedrängnis.

Einrichtungen stehen seit Jahren unter ökonomischem Druck. Gleichzeitig wird erwartet, dass sie als soziale Dienstleister:innen agieren. Die Aufgaben hingegen sind nicht weniger oder überschaubarer geworden: Weltweite Krisen, gesellschaftliche Schräglagen, multiple Probleme diverser Zielgruppen – das alles bei massivem Personalmangel! Ob psychische Erkrankungen Jugendlicher oder die Integration Zugewanderter: Entscheider:innen reagieren auf die komplexen Anforderungen von außen mit Komplexität nach innen. Verdichtung der Arbeitsprozesse, Nachweis- und Dokumentationspflichten gegenüber Kostenträger:innen, Qualitätsmanagement, Datenschutzauflagen, … Die Liste der Verwaltungsaufgaben scheint endlos. Ein Würgegriff! Je größer die Einrichtungen desto schwieriger das Management. Lähmung macht sich breit, Veränderungen in der Organisation brauchen quälend lange. Sozialarbeiter:innen, Altenpfleger:innen und Erzieher:innen fragen sich, wieviel Zeit ihnen im zähen Arbeitsalltag noch für die Kernaufgaben am Menschen bleibt.

Wie können wir den steigenden Anforderungen gerecht werden? An gut gemeinten Ideen mangelt es selten. Aber sind erhöhte Anstrengungen und ein mehr desselben die Lösung? Eher ein weniger. Besser gesagt: Die Konzentration auf das Wesentliche. Wozu sind wir eigentlich da? Wofür sind wir einst angetreten? Was ist unser Purpose? Während Unternehmen der freien Wirtschaft oft nach einer schlüssigen Selbstdefinition suchen müssen, können Institutionen in der Sozialen Arbeit die Frage nach ihrem Existenzgrund zügig beantworten. Der Mehrwert des Konzepts der Purpose Driven Organization ist für sie vor allem die Wirkung nach innen. Wenn der Purpose zur zentralen Entscheidungsprämisse für alle Prozesse wird, kommt Bewegung ins Spiel. Veränderung wird möglich.

Julia und Thomas diskutieren das Konzept von Purpose am Beispiel ihrer Supervisionserfahrungen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Sie sprechen über kodifizierte Selbstorganisation von Teams, Purpose fit in der Personalakquise, Superflexibilität und Vertrauenskultur.

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#50 Generationenkonflikte in Teams: Begegnung lohnt sich!

Der leergefegte Arbeitsmarkt nimmt die ersten Angehörigen der Generation Z dankbar auf. Es sind die seit der Jahrtausendwende geborenen Digital Natives. Damit treffen in Unternehmen vier Generationen aufeinander. Denn die meisten Babyboomer sind noch nicht im Rentenalter, die Generation X steht mitten im Arbeitsleben und die Generation Y – auch Millennials genannt – ist dabei, sich zu etablieren. Eine Übersicht und soziologische Einordnung findest Du bereits in unserer Podcast-Folge #8 Vier Generationen – ein Team.

In der Theorie könnte die Generationenvielfalt eine enorme Bereicherung an Ideen und Kompetenzen mit sich bringen. Auch work & flow hat in Folge #8 optimistisch ausgerufen: Mehrgenerationenteams performen besser! Es könnte alles so schön sein … wären da nicht immer wieder diese Störungen im Alltag. Julia kann von wiederkehrenden Schwierigkeiten zwischen Teammitgliedern unterschiedlichen Alters berichten. Ein Deutungsangebot sind die Generationenunterschiede. Konflikte entzünden sich oft an der Haltung gegenüber dem Job, an Prioritäten in der Life-Work-Balance, an Krankenständen, an Zeitgefühl und Tempo beim Arbeiten. Dabei fällt es offenbar nicht leicht, über den Tellerrand der eigenen Generation zu schauen: Die Gereiztheit steigt. Die Geduld ist aufgebraucht. Die innere Liste an Vorwürfen wird aktiviert. Dabei bleiben die Zuschreibungen meist stereotyp: Baby Boomer sind solide aber geistig unflexibel. Millennials innovativ aber unstetig. Die Digital Natives technikaffin aber nicht belastbar.

Julia und Thomas setzen auf Begegnung! Gegenseitiges Interesse und Zuhören. Im besten Fall Verständnis und Sympathie für unterschiedliche Lebenserfahrungen und Kommunikationsstile. Es könnte sich lohnen …

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#49 Ein fragiles Mindset: Führen aus Angst

In Krisenzeiten stehen die Entscheidungen von Führungskräften besonders im Fokus: Während die Bedeutung ihrer Rolle für das Unternehmen wächst, stehen sie durch Pandemie, Fachkräftemangel und steigende Kosten gleichermaßen unter Druck.

In den Supervisionen und Coachings von work & flow wird eines immer deutlicher: Nicht nur die Mitarbeiter:innen sind erschöpft. Auch die Führungskräfte sind bis an ihre persönlichen Belastungsgrenzen gefordert. Oft auch darüber hinaus. Die Last der Verantwortung wiegt schwer. Der Wunsch, Fehler zu vermeiden, befördert ein fragiles Mindset: Führen aus Angst. Das Ergebnis: Entscheidungsprozesse brauchen quälend lange. Zukunftsfähige und krisenfeste Lösungen werden vertagt, Entscheider:innen beschränken sich (meist aus guten Gründen) auf das Handeln auf Sicht. Mutlose, kleine Schritte und Schadensbegrenzung bestimmen den Alltag.

Julia und Thomas denken darüber nach, wie Führungskräfte wieder in die eigene Kraft zurückfinden können. Zunächst gilt: Die Verantwortung für andere, setzt die Verantwortung für sich selbst voraus. Die Erhaltung der eigenen Arbeitskraft fängt mit Innehalten und Selbstfürsorge an. Darüber hinaus könnte sich die Auseinandersetzung mit Ideen systemischer Führung lohnen: Vertrauen auf Selbstorganisationskräfte in Teams statt einsamer Chef:innenrolle, Führen & Folgen statt Kontrolle, Beziehung statt Erziehung, andere befähigen statt selber regeln. Und – last but not least: Die Fahne hochhalten und Zuversicht verbreiten!

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#48 Brauchen wir ein soziales Pflichtjahr?

Eines vorweg: work & flow meint „Nein. Es gibt doch bessere Ideen, liebe Freund:innen!“.

Aber von vorne … Der Bundespräsident hat eine erneute Debatte über eine soziale Pflichtzeit angestoßen. Er erhofft sich davon stärkeren Zusammenhalt. In Zeiten des Auseinanderdriftens gesellschaftlicher Milieus und Hate Speech soll der Blick über den Rand der eigenen Filterblase das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen fördern. An diesem Ziel ist zunächst nichts auszusetzen.

Während die Ausführungen Frank-Walter Steinmeiers mit Blick auf Zeitspanne und Altersgruppe (bewusst?) offen formuliert waren, forderten vorschnelle Politiker eilig einen Pflichtdienst für junge Menschen nach der Schulzeit – ohne jedoch stimmige Konzepte mitzuliefern oder zu bedenken, ob solche Vorschläge zur Unzeit kommen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey haben auch bereits etwa 92% der Bundesbürger:innen dazu eine Meinung: 62% sind für ein Pflichtjahr für Schulabgänger:innen, ca. 30% sind dagegen.

Julia und Thomas werben hingegen für ein neues Miteinander. Für eine lebendige Kultur freiwilligen Engagements. Sie sprechen über Freiwilligendienste wie das FSJ und den Bundesfreiwilligendienst, über atmende Lebensläufe, über die beglückende Erfahrung des Ehrenamts und über sinnstiftende Tätigkeiten neben der Erwerbsarbeit.

Allen, die Zeit und Lust haben, sich auf die für sie passende Art und Weise zu engagieren, seien hier die im Podcast-Gespräch erwähnten Organisationen ans Herz gelegt, mit denen wir persönlich verbunden sind. Schaut doch mal rein! Ihr werdet auf inspirierte und inspirierende Menschen treffen.

www.jugendakademie.de

www.fsd-aachen.de

www.koeln-freiwillig.de

www.kibera-hope-academy.de

www.dzn-hilfe.com (Dachzeltnomaden)

www.ihaus.org

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